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31.08.2018

Nicht nur sauber bleiben – sondern rein

Wir bewahren das Reinste der Natur – mit solchen und ähnlichen Sprüchen verherrlicht die Werbung gerne alles, was natürlich, rein und gesund ist. Zum Beispiel Biowasser aus reinsten Quellen oder Früchte und Gemüse aus unverdorbener Naturproduktion. Mit diesem Pochen auf Reinheit lassen sich allenthalben gute Geschäfte machen. Und dennoch: Ist heutzutage wirklich alles so lupenrein, wie es angepriesen wird? Wird nicht die Gesellschaft oft erst dann hellhörig, wenn wieder mal ein Skandal aufgedeckt wird?

Was rein und was unrein ist, darüber streiten heute im Evangelium auch die Pharisäer mit Jesus. Aber bei der Frage, warum die Jünger mit ungewaschenen Händen ihr Brot essen, geht es um mehr als nur um Hygiene. Die Pharisäer machen daraus eine Debatte über religiöse Reinheitsvorschriften, die unbedingt einzuhalten sind, damit man ein Gott wohlgefälliges Leben führt. Für sie ist das, was sich die Jünger und Jesus erlauben, ein Skandal. Sie unterstellen ihnen eine unsaubere und unreine Haltung Gott gegenüber. Jesus aber kontert: Wichtiger als saubere Hände ist für Gott die Frage, ob der Mensch mit reinem Herzen dasteht. Nicht das Äußere, sondern das Innere, also die Reinheit des Herzens zählt.

Ist das auch unsere Einstellung? Zählt nicht bei uns oft eher das äußere Auftreten, die Art und Weise wie man sich gibt, wie jemand gekleidet oder frisiert ist? Fragen wir eigentlich noch nach dem Charakter eines Menschen, nach der Lauterkeit seiner inneren Überzeugungen, also nach dem Sein und nicht nach dem Schein? Ist bei Bewerbungen nicht oft die Tatsache wichtiger, ob sich jemand „gut verkaufen“ kann, als die Frage, ob er auch ein aufrechter Mensch ist, dem man vertrauen kann?

Allein diese Haltung ist für Jesus das „Reinheitsgebot“ und nicht ein Wust an Reinheits-vorschriften, die nur den Blick auf Gott verstellen. Allein die Ehrlichkeit und Lauterkeit des Herzens ist der wahre Gottesdienst und die richtige Haltung dem Mitmenschen gegenüber. Jesus möchte, dass der Mensch freien und frohen Herzens, ohne Angst vor Gott hintritt, sei es im Gottesdienst, im Gebet oder im Alltag. Aber dieses Verhältnis zu Gott ist nicht durch uns machbar. Es kommt nicht, wie die Pharisäer meinen, aufgrund unserer eigenen religiösen Leistung zustande. Nein, es ist Gnade und Gabe von oben, Geschenk Gottes. So sagt es auch die Lesung aus dem Jakobusbrief: „Jede gute Gabe kommt von oben, vom Vater der Gestirne“. Er hat göttliche Gaben in unsere Herzen eingepflanzt.

So können aufgrund dieser Erfahrung böse Gedanken zurückgehalten werden, wie sie nicht selten zum Beispiel bei Facebook menschenverachtend geäußert werden. In uns aber kann dann der Keim und die Frucht der Reinheit wachsen. Denn keiner von uns geht als Engel durchs Leben. Ob die Reinheit oder die Unreinheit die Oberhand gewinnt, das ist ein täglicher Kampf. Wichtig aber ist, dass wir nicht resignieren, sondern auf dem Weg bleiben. Es ist jener Weg, der eines Tages enden wird in den Armen unseres barmherzigen Vaters und Gottes.

Monsignore Richard Distler, Kirchenzeitung, Nr. 35 vom 2. September 2018

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Ort: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt