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06.04.2018

Das ist der Osterglaube!

Er muss furchtbar neugierig gewesen sein. Seine Neugierde galt vor allem den geheimnisvollen schwarzen Löchern im Universum. Obwohl schwarz und alle Energie in sich aufsaugend, geht von diesen Löchern eine Strahlung aus. Entdeckt hat sie Stephen Hawkin, der Superstar der modernen Physik. Jahrzehntelang schwerst behindert, verstarb er erst vor kurzem. „Seid neugierig“, soll er gesagt haben.

Von einem neugierigen und zugleich zweifelnden Menschen erzählt heute das Evangelium vom zweiten Ostersonntag. Es ist Thomas, der Apostel Jesu. Man nennt ihn auch den Ungläubigen und den Zweifler. Aber ist der gefährlichste Feind des Glaubens wirklich der Zweifel, wie oft behauptet wird? Gehören nicht Neugierde, Glaube und Zweifel zusammen?

Thomas bewegt die bohrende Frage: „War die Erscheinung Jesu vor meinen Jüngerkollegen vielleicht doch eher Einbildung als Wahrheit? Deshalb möchte ich sichergehen, dass es wirklich Jesus war. Er muss der sein, der mich berufen hat und der am Kreuz hingerichtet wurde. Aber dazu brauche ich Beweise“.

Bekommt er Beweise? Nein. Bekommt er vielleicht ein Wunder serviert? Auch das nicht. Thomas wird vielmehr eine Begegnung geschenkt, die sein ganzes Leben prägt und verwandelt. Sie dringt ein bis in die tiefsten Schichten seiner Seele. Jesus fordert ihn zwar auf: „Leg deine Hand in meine Seite!“ Thomas aber tut es nicht. Er braucht keinen Beweis mehr, dass Jesus wirklich der Gekreuzigte mit den Wundmalen ist. Er stammelt nur noch: „Mein Herr und mein Gott!“ Seine Neugierde und seine Zweifel suchen zunächst nach Beweisen. Stattdessen aber überwältigt ihn eine neue und tiefere Beziehung zu Jesus. Es ist der Osterglaube. 

Ist es nicht mit dem Glauben ähnlich wie mit der Liebe? Wer immer nur vom andern Liebesbeweise erwartet, wird nur selten das Geheimnis der Liebe verstehen. Echte Liebe aber ist überwältigend. Echte Liebe ist wie der Glaube Gnade und Geschenk. Dieses Geschenk erfährt Thomas. 

Manchmal kann der Auferstandene auch bei uns durch verschlossene Türen kommen. Sind aber die Türen unseres Herzens offen, dann kommt es leichter zu einer österlichen Begegnung und zu einem österlichen Glauben. Eine solche Begegnung mit dem lebendigen Christus kann sogar bewirken, dass aus den „schwarzen Löchern“ in unserem Herzen Strahlkraft ausgeht. 

Ein solcher Glaube ist für die zweite Lesung wie „der Sieg, der die Welt besiegt hat“. Aber worüber lässt uns der Glaube siegen? Meinen wir nicht oft: Besitz, Ansehen, Karriere und Gewinn seien das Wichtigste? Für den Glauben aber ist all das nur zweitrangig. Vorrangig sind vielmehr eine tiefere Beziehung zu Gott und zueinander, das Sich-Verstehen, die Liebe, die Freundschaft, die Gemeinschaft und das Teilen. Diesen Vorrang gab es anscheinend laut Apostelgeschichte bei den ersten Christen. Von ihnen heißt es in der ersten Lesung: „Sie waren ein Herz und eine Seele und hatten alles gemeinsam!“ 

Der Osterglaube ist also erst dann ein Sieg, er ist erst dann echt und lebendig, wenn er sich für die Liebe öffnet, für die Gemeinschaft, für die Kirche und die Welt. Das kann spannend werden. Aber es lohnt sich, darauf neugierig zu sein und sich dazu auf den Weg zu machen. In diesem Sinne Ihnen allen ein gesegnetes Osterfest!

Msgr. Richard Distler, Kirchenzeitung Nr. 14 vom 8. April 2018

Lesungen zum 2. Sonntag der Osterzeit am 8. April 2018

Die nächsten Termine

Donnerstag, 06. Juni
14.30 Uhr
Jugendseelsorgekonferenz der Dekanate Habsberg und Neumarkt
Ort: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt