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07.04.2018

Erkertshofen, Pfarrkirche St. Ägidius

Erkertshofen, Pfarrkirche St. Ägidius. Bild: Thomas Winkelbauer

Die Pfarrkirche St. Ägidius ist ein schlichter Bau aus dem frühen 18. Jahrhundert, der im Jahr 1919 verlängert worden ist. Der Turm beherbergt seit 1904 ein dreistimmiges Ensemble der Landshuter Glockengießerei Johann Hahn.

In der "Matrikel des Bisthums Eichstätt nach dem Stande des Jahres 1875" werden für die Pfarrkirche Erkertshofen lediglich zwei Glocken aufgeführt. Nähere Angaben zu diesen Instrumenten fehlen.

In denMeldebögen des Jahres 1941 sind dann drei Glocken beschrieben: eine Marienglocke mit ungefähr 1.050 mm Schärfendurchmesser und 650 kg Gewicht, sowie zwei "Egidi-Glocken" mit etwa 860 mm und 780 mm Schärfendurchmesser, sowie einem Gewicht von vermutlich 350 kg und 250 kg. Diese drei Glocken sind im Jahr 1904 in der Landshuter Glockengießer Johann Hahn gefertigt worden. Während des ersten Weltkriegs waren sie - für Glocken diesen Alters eher ungewöhnlich - wegen "besonderem wissenschaftlichen geschichtlichen Kunstwert" (Kgl. Akademie der Tonkunst München) von der Ablieferung befreit. Die Bezeichnung "Egidi-Glocke" für die beide kleineren Instrumente ist sicherlich falsch: die kleinste Glocke dieses Ensembles hat sich erhalten, sie steht eindeutig unter dem Patronat des hl. Antonius.

Während des 2. Weltkriegs sind auf Geheiß der damaligen Machthaber die beiden größeren Glocken vom Turm genommen worden. Die Marienglocke ist mit ziemlicher Sicherheit bald danach zerschlagen und eingeschmolzen worden; die Ägidiusglocke konnte aber wie durch ein Wunder nach Ende des Kriegs weitgehend unbeschadet an ihren angestammten Platz rückgeführt werden.

Mit Schreiben vom 28. August 1950 teilte die Kirchenverwaltung an das Ordinariat mit, dass erneut eine dritte Glocke bei der Gießerei Hahn bestellt worden ist. Nach einigem Hin und Her um das künftige Gewicht dieser Glocke konnte das neue Instrument 1951 gegossen werden. Seither hängt wieder ein geschlossenes Hahn-Geläute in Erkertshofen auf dem Turm.

Erkertshofen, Plenum

Sanierung der Glockenanlage


Im April 2017 inspizierte Thomas Winkelbauer, der Glockensachverständige der Diözese Eichstätt, auf Bitten der Verantwortlichen vor Ort die Glockenanlage der Pfarrkirche Erkertshofen. Er fand in einer sehr beengten Glockenstube ein interessantes Ensemble vor, in dem sich - trotz grundlegender Eingriffe im frühen 20. Jahrhundert - erstaunlich viel Originalsubstanz über die Zeit erhalten hat. So wurde der bis zu diesem Zeitpunkt unverändert gebliebene, aus Eichenholz gefertigte Glockenstuhl zwar um ein Feld aus Nadelholz erweitert, ansonsten aber wenig angetastet. Auch haben sich die 1904 neu eingebauten Holzjoche unverändert erhalten.

Seit der Erweiterung der Anlage im Jahr 1904 um eine große Glocke hatte man in Erkertshofen allerdings mit den eingeschränkten Platzverhältnissen zu kämpfen. So wurden beispielsweise die Lager um bis zu 20 cm tief in die Obergurte eingelassen - mit der Folge, dass die Lager nicht mehr in der gebotenen Sorgfalt gewartet oder überprüft werden konnten. Spätestens mit dem Einbau der Läutemaschinen in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde zudem der Stuhl durch den Ausbau relevanter Streben destabilisiert. Verstärkt durch diverse Feuchtigkeitsschäden hatten sich außerdem über die Zeit weitere wichtige Knotenpunkte gelockert. Winkelbauer regte daher eine grundlegende Überarbeitung des Glockenstuhls an, um diesen noch über Generationen erhalten zu können. Darüber hinaus bemängelte er den augenscheinlich übermäßig hohen Verschleiß der Glocken selbst durch ungünstig proportionierte Klöppel in Verbindung mit sehr hohen Läutewinkeln. Die Kirchenverwaltung beschloss daraufhin die Glockenanlage von Grund auf sanieren zu lassen.

Nach einer Phase der intensiven Vorplanung wurden im Januar 2018 die Aufträge für die vorgesehenen Sanierungsarbeiten vergeben: Fa. Buchner aus Eichstätt sollte den Glockenstuhl grundlegend sanieren, die Firma Bayreuther Turmuhren die sehr leichten, dünnwandigen und damit hoch empfindlichen Glocken mit neuen Klöppeln und Linearantrieben ausstatten.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Sanierung pünktlich zum Osterfest 2018 läuten die Glocken nun auf einem vertretbaren Belastungsniveau, so dass ihr Bestand mit hoher Wahrscheinlichkeit über Generationen hinaus gesichert ist. Der Glockenstuhl ist stabilisiert und in der Höhe um 20 cm gestaucht, schadhafte Hölzer sind ausgetauscht, fehlende Streben ergänzt. Erhalten geblieben ist außerdem die Ansteuerung der Schlagwerke über das Uhrwerk Korfhage UT 6000.

Erkertshofen, Uhrschlag

Marienglocke

Die Marienglocke bildet das Fundament dieses Glockenensembles.
Sie wurde im Jahr 1951 beschafft, um den Glockenverlust des 2. Weltkriegs auszugleichen.
Die Erkertshofener Glocken bilden mit ihren Tönen fis' - a' - h' das sogenannte Te-Deum-Motiv.

Schlagton:  fis'
Material:  Bronze

Gießer:  Johann Hahn, Landshut
Gussjahr:  1951

Durchmesser:  1.020 mm
Gewicht:  559 kg

Inschrift:
auf der Vorderseite der Schulter:
  MARIA IN DEN HIMMEL AUFGEFAHREN, BITTE FÜR UNS!
auf der Rückseite der Flanke:
  1130
  1951
  IOHANN HAHN
  LANDSHUT

Erkertshofen, Marienglocke

Erkertshofen, Te-Deum-Motiv

Ägidiusglocke

Diese Glocke musste während des 2. Weltkriegs abgegeben werden. Es grenzt fast schon an ein Wunder, dass sie nach Ende des Kriegs weitgehend unbeschadet nach Erkertshofen rückgeführt werden konnte.

Schlagton:  a'
Material:  Bronze

Gießer:  Johann Hahn, Landshut
Gussjahr:  1904

Durchmesser:  865 mm
Gewicht:  350 kg

Inschrift:
auf der Vorderseite der Flanke:
  SANCTE AEGIDI, ORA PRO NOBIS!
auf der Rückseite der Flanke:
  Gegossen v. Joh. Hahn
  Landshut. Bayern. 1904
auf der Rückseite der Flanke bis hinab zum Wolm:
  Q.E
  T.C
  P.A

Erkertshofen, Ägidiusglocke

Antoniusglocke

Die Antoniusglocke wurde 1904 zusammen mit zwei weiteren Glocken beschafft. Seither dient sie als Klangkrone dieses Glockenensembles.

Schlagton:  h'
Material:  Bronze

Gießer:  Johann Hahn, Landshut
Gussjahr:  1904

Durchmesser:  781 mm
Gewicht:  247 kg

Inschrift:
auf der Vorderseite der Flanke:
  SANCTE ANTONI, ORA PRO NOBIS!
auf der Rückseite der Flanke:
  Gegossen v. Joh. Hahn
  Landshut. Bayern. 1904
auf der Rückseite der Flanke bis hinab zum Wolm:
 
Q.F
  T.D
  P.H

Erkertshofen, Antoniusglocke

Die nächsten Termine

Donnerstag, 06. Juni
14.30 Uhr
Jugendseelsorgekonferenz der Dekanate Habsberg und Neumarkt
Ort: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt