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16.03.2018

Vom dreifachen Licht in der Stunde des Todes

Foto: Erich Kraus

Foto: Erich Kraus

Wie ist das, wenn man stirbt“, so fragte kurz vor ihrem Tod eine Frau, die mit 25 Jahren an einer heimtückischen Krankheit sterben musste. Diese Frage macht uns verlegen. Kaum jemand kann wohl darauf eine schnelle Antwort geben. Das Sterben ist das dunkelste Kapitel in unserem Leben. Was passiert da eigentlich? 

Im Evangelium vom fünften Fastensonntag versucht Jesus, das Geheimnis unseres und seines Sterbens zu deuten. Er spricht vom Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt: „Wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht“. Aber wie passt das zusammen? Sterben ist doch das am meisten Fruchtlose auf dieser Welt. Da tut sich doch nichts mehr. „Da ist doch auch Gott am Ende“, meinte einmal ein Schüler im Religionsunterricht. 

Christen feiern bald Karfreitag und Ostern. Aber was gibt es da zu feiern? Dass da dieser Mensch Jesus eine fürchterliche Todesnot erleidet? Dass er unter lautem Schreien Gebete und Bitten dem vorträgt, der ihn vom Tod erretten könnte? Aber hat Gott ihn gerettet? Nein, er hat ihn sterben lassen, wie auch wir eines Tages sterben müssen. Seltsam: Das Johannesevangelium spricht ausgerechnet im Zusammenhang mit dem Tod Jesu von Erhöhung. Aber wie kann äußerste Gottverlassenheit zur Erhöhung werden? Mitten in der Karfreitagsliturgie der Neumarkter Hofkirche singt der Kirchenchor jedes Jahr den bewegenden Choral: „Gedenke, o Mensch, des Welterlösers Tod!“ Doch warum des Welterlösers Tod gedenken? Sind nicht im Lauf der Geschichte ähnlich wie Jesus allzu viele Gerechte eines ungerechten Todes gestorben? Erst vor nicht allzu langer Zeit wurden 21 junge koptische Männer durch Terroristen brutal gedemütigt und an der Küste des Mittelmeers enthauptet. Warum also am Karfreitag des Todes Jesu gedenken? 

Die Antwort kann nur sein, weil in seinem Sterben etwas vom Geheimnis unseres eigenen Sterbens aufleuchtet. Aber was leuchtet da auf, wenn das verhüllte Kreuz vom Priester enthüllt und drei Mal in die Höhe gehoben wird? Die Texte vom heutigen Sonntag sprechen von einem dreifachen Licht, das uns in unserem und im Sterben Jesu aufleuchtet. 

Das erste Licht heißt: Sterben ist nicht sinnlos. Jesus zeigt es am Weizenkorn. Sein Sterben schenkt in einer einzigen Ähre 30 bis 40 neuen Körnern das Leben. Es ist ähnlich wie mit der Liebe. Je mehr jemand selbstlos liebt, umso mehr Leben wächst in einer Familie, in der Kirche und oder in einer Gemeinschaft. Das zweite Licht heißt: Der Herrscher dieser Welt wird hinausgeworfen. Da findet im Tod Jesu ein Herrschaftswechsel statt. Der Satan wird entmachtet. Er ist letztlich ohne Chance, auch wenn er sich immer wieder austoben möchte. Gott, die Liebe und das Leben sind stärker, sie bleiben Sieger. Das dritte Licht heißt: Ich werde alle an mich ziehen. Das Sterben Jesu in den Händen des Vaters ist wie ein Magnetfeld mit enormer Zugkraft. Es lässt keinen von uns im Stich, nicht einmal im Tod. In der totalen Lebenshingabe Jesu werden wir hineingerettet ins ewige Leben, in die Auferstehung. 

„Wie ist das, wenn man stirbt?“ – diese Frage der sterbenden jungen Frau verlangt wenigstens den Versuch einer Antwort. Hängen wir uns einfach dran an die Antwort Jesu. Er hat sie uns nicht mit leeren Worten gegeben, sondern mit seiner ganzen Existenz.

Msgr. Richard Distler, Kirchenzeitung Nr. 11 vom 18. März 2018

Lesungen zum 5. Sonntag der Fastenzeit

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Ort: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt