Gedanken zum Muttertag

Beim Gottesdienst am Muttertag stellt der Priester die Frage: „Haben Sie alle an den Muttertag gedacht?" Die meisten Mitfeiernden nicken. Er setzt nach: „Denken Sie denn auch an Ihren eigentlichen Muttertag?" Alle sind irritiert. Er spinnt seinen Gedanken weiter: „Mein eigentlicher Muttertag ist mein Geburtstag - an dem denke ich daran, was ich alles meiner Mutter verdanke!"

Mit jedem Lebensjahr wird mir bewusster, was ich meiner Mutter verdanke - besonders seitdem ich selber Vater bin bzw. die Mutter meiner Kinder tagtäglich erleben darf.

Die Mutter ist im Idealfall das Beste und Prägendste, was ein Kind erfahren darf: sie schenkt ihm das Leben, schafft Geborgenheit, sorgt sich um ihr Kind, steht zu ihm, auch wenn es sich anders entwickelt als sie sich es vielleicht wünscht, gibt Halt für die nächsten Schritte – und das ein Leben lang, unabhängig von Herkunft und Status.

Dass der Muttertag in den Mai, in den Marienmonat fällt, passt zudem ganz gut. Wenn wir Christsein als Familie denken – mit Gott, unserem Vater, mit Jesus, unserem Bruder - dann darf eine mütterliche Gestalt nicht fehlen.

Gerade Maria verkörpert echte Mütterlichkeit: sie zog ihren Sohn mit Liebe auf und gab ihn frei, als er seiner Berufung folgte. Am Ende seines Lebens hat sie sein Schicksal zu ihrem gemacht: sie blieb ihm nahe im Leiden und stand unter seinem Kreuz. Schließlich war sie Zeugin seiner Auferstehung und ist selbst der Überlieferung nach leibhaftig in den Himmel aufgenommen worden. Als mütterliche Fürsprecherin steht sie manchen Christen oft näher als der allmächtige Vater.

So dürfen wir heute zwei Mütter feiern: unsere leibliche Mutter und unsere himmlische Mutter Maria. Einen frohen Festtag!

Ihr Ulrich Wiechers, Diakon im Pfarrverband