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05.05.2017

Christentum ist die einzige Antwort

In seinem Element: Bruder Hans erklärt auf einer Baustelle Arbeitern die nächsten Aufgaben. Foto: or

In seinem Element: Bruder Hans erklärt auf einer Baustelle Arbeitern die nächsten Aufgaben. Foto: or

Letzte Woche hatte die Redaktion der Kirchenzeitung Besuch, den Comboni-Missionar Hans Eigner. Der geborene Laibstädter, der seit 2014 im Südsudan arbeitet, befindet sich zur Zeit auf einem längeren Heimaturlaub, der im Sommer zu Ende geht.

Die Zeit nutzt er zum einen, um bei interessierten Pfarrgemeinden über seine Arbeit vor Ort zu berichten und zum anderen „möchte ich mein Wissen über das Neue Testament auffrischen und vertiefen.“ Der Kirchenzeitung berichtete er aus erster Hand über die Situation in dem afrikanischen Land, das nach einem fast 60-jährigen Befreiungs- und Bürgerkrieg seit 2011 offiziell selbstständig ist.

Afrika und speziell den Südsudan kennt Eigner nicht erst seit 2014. Der studierte Bauingenieur arbeitete als Missionar auf Zeit ab 1984 gut drei Jahre in einem Elendsviertel der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Nach seinem Ordenseintritt, Profess 1990, führte ihn sein Weg 1998 erneut nach Kenia, wo er bis 2005 wirkte. „Für bestimmte Projekte arbeitete ich damals schon in den befreiten Gebieten des südlichen Sudans“, erzählte er. 

Seit 2014 ist er im jungen Staat Südsudan tätig: in der Jugendarbeit einer Pfarrei am Stadtrand der Hauptstadt Juba und im Friedenszentrum „Good Shepherd Peace Center“ in Kit, das etwa 15 Kilometer südlich der Hauptstadt liegt. Das Zentrum, das im Oktober 2016 eingeweiht worden ist, liegt auf ehemaligem Land der Comboni-Missionare, das heute im Eigentum des Erzbischofs von Juba ist. Das Friedenszentrum mit Konferenz-, Tagungs- und Unterkunftsmöglichkeiten bietet rund 120 Personen Platz. Es liegt am Fluss Kit, kurz bevor er in den Weißen Nil mündet, in einer fruchtbaren Gegend.

Das „Good Shepherd Peace Center“, das von den 46 im Land arbeitenden Ordensgemeinschaften gemeinsam getragen wird, will menschliche und spirituelle Werte fördern, die so sehr in den Jahren der Kriege gelitten haben. Es setzt da an, woran das Land und die Menschen kranken: die Feindschaft, der Hass und das Misstrauen unter den verschiedenen Volksgruppen und die mangelnde Bereitschaft zur Versöhnung.

Das Zentrum will das christliche Menschenbild und das Evangelium propagieren. Es gelte, Menschen zu fördern. „Der Südsudan, der überall als christlich bezeichnet wird, ist nicht christlich, sondern religiös. Denn die christliche Botschaft der Vergebung statt Vergeltung, der Nächstenliebe oder gar der Feindesliebe ist nicht im Bewusstsein der Menschen, für die Rache einen Wert darstellt“ betont der 61-jährige.

Dazu käme erschwerend noch das abgrundtiefe Misstrauen der Volksgruppen untereinander. „So geht zum Beispiel in Juba kein Ortsgeistlicher zu den Flüchtlingen, die Nuer sind, aus Angst und auch aus Verachtung“, erläutert er. Das sei zum einen eine Chance für die Missionare, zugleich aber auch ein großer Unsicherheitsfaktor, da die Missionare immer dazwischen seien. Im Südsudan sei zudem die Pastoral noch nicht ausgebaut. Das hänge unter anderem mit der Ausweisung der Missionare im Jahre 1964 zusammen. Den im Land verbliebenen Katecheten gelang es nicht, dass das Christentum stammesübergreifend wurde.

Dabei sei das Christentum die einzige Antwort auf Hass. Es kann deeskalieren und die Logik der Gewalt durchbrechen, davon ist Eigner überzeugt. Weniger Vertrauen hat er in die Regierung des jungen Staates, die vor allem aus ehemaligen Militärs besteht, sich nicht ums Volk kümmert und vor allem auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist. Gewalt und Korruption seien für sie probate Mittel zur Erhaltung ihrer Macht und Einnahmequellen. Südsudan besitze zwar viele Bodenschätze wie Öl und Gold, aber die Einnahmen aus der Gewinnung würden für Waffenkäufe und Selbstbereicherung der Politiker verwendet. Südsudan, so stellt Eigner fest, sei heute leider ein total rechtloser Raum. 

Die Regierung habe „nicht ansatzweise einen Sinn für einen Rechtsstaat und für das Gemeinwohl entwickelt“. So sei es mehr als verständlich, dass die Menschen Rückhalt bei ihrem Stamm suchen. Das Ergebnis sei ein Land, das entlang der Stammeslinien zerfällt. Der Hass und die Gewalt zwischen den Volksstämmen unter denen vor allem die kleinen Stämme zu leiden hätten, führte und führt zu Millionen von Binnenflüchtlingen. Die lang andauernde Dürre und die Nahrungsmittelknappheit verschärfe die Lage der Menschen, deren Lebenswille und Lebensfreude sehr ausgeprägt sei, wie in ganz Afrika.

Dies und die ausgeprägte Religiosität der Menschen schüre seine Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Und er ist fest überzeugt, dass das Friedenszentrum mit seiner Bildungsarbeit und den Hilfen für die Menschen, die im Krieg und in den Lagern erlebten Traumata zu heilen, unterstützt von der Verkündigung der Frohen Botschaft der Liebe und Vergebung Gottes, mittel- bis langfristig den Menschen hilft, ihre Geschichte zu bewältigen und angstfrei und mit Würde in ihrem Staat zu leben.

Damit dies Realität werden kann, darauf wirken Orden wie die Comboni-Missionare hin. Von denen arbeitet neben Bruder Hans auch Bruder Bernhard Hengl, ein geborener Wissinger, in der Hauptstadt Südsudans. 

Zum Abschied erklärte Bruder Hans, dass er bereit wäre bei Interesse in Pfarreien und Verbänden Vorträge über den Südsudan und seine dortige Arbeit zu halten. Kontakt per E-Mail unter „hans.eigner@comboni.de“

Klaus Kreitmeir, Kirchenzeitung Nr. 19 vom 7.5.2017

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