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02.12.2016

Sternsinger zu Besuch in der Neumarkter Sternwarte

Foto: Franz Xaver Meyer

Den Sternsingern schmecken die Königstaler ebenso wie den Jugendseelsorgern Clemens Mennicken (2. v. l.) und Peter Gräff (r.) sowie dem Jugendreferenten Stephan Götz (l.). Foto: Franz Xaver Meyer

Der Stern von Bethlehem, er gehört zur Grundausstattung der heiligen Drei Könige, die jedes Jahr an den Türen ihren Segensspruch aufsagen und um Spenden bitten. Aber was hatte es eigentlich auf sich mit diesem Himmelskörper, der den Weisen aus dem Morgenland den Weg zur Krippe wies?

Zu einer spannenden Spurensuche luden jetzt die Jugendstelle Neumarkt und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Region Oberpfalz ein: Sternsinger aus den Dekanaten Neumarkt und Habsberg durften kostenlos die Fritz Weithas-Sternwarte Neumarkt besuchen. Die Aktion, die am 17. Dezember nochmals wiederholt wird, sei nicht nur eine Einstimmung auf die bevorstehende bundesweite Eröffnung der Sternsingeraktion in Neumarkt (siehe S. 5), sondern „auch ein kleines Bonbon für unsere Aktiven“, erklärte Jugendreferent Stephan Götz.

Sicht: Gleich null

60 Plätze bietet der Vortragssaal der Sternwarte, in dem der Referent Hans-Werner Neumann Sternsinger aus Wissing, Batzhausen, Pelchenhofen und Postbauer-Heng begrüßt. Neumann, pensionierter Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik, war 22 Jahre lang Vorsitzender des Sternwarten-Vereins (siehe unten). „Wir sind keine Profis“, erklärt er den jungen Zuhörern, „wir machen das aus Spaß an der Freud, genauso wie ihr aus Spaß an der Freud als Sternsinger durch die Straßen zieht“. Vor jungen Zuhörern aus neuester wissenschaftlicher Sicht über den Stern von Bethlehem zu sprechen, ist für Neumann nichts Ungewöhnliches. Regelmäßig hält er in der Sternwarte dazu in der Vorweihnachtszeit einen Kinderabend, das nächste Mal am 16. Dezember (ab 19 Uhr).

Mit den Sternsingern will er nach dem Vortrag noch zur Kuppel hoch und die Teleskope vorführen. Leider „habt Ihr Euch für Euren Besuch das denkbar schlechteste Wetter ausgesucht“, verweist Neumann auf den wabernden Nebel, der die Sternwarte hoch über Neumarkt einhüllt, und ergänzt: „Unsere Teleskope reagieren sehr empfindlich auf Nässe.“ Mit Worten aus dem Matthäus-Evangelium beginnt er dann seine ungewöhnliche Unterrichtsstunde: „Wir haben seinen Stern aufgehen sehen“, berichten die Könige aus dem Morgenland. Aber, so erfahren die Kinder nach und nach, es war gar kein Stern, was der Überlieferung nach damals am Firmament aufleuchtete, sondern wohl eine seltene Konstellation der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild Fische.

Neumann projiziert ein Fresko des italienischen Künstlers Giotto aus dem Jahr 1302 an die Wand: Die Anbetung des Jesuskinds durch die Könige. Deutlich erkennbar schwebt über der Szenerie ein Komet. Aber, so vermittelt der Referent den Kindern, so ein Himmelskörper, den die Menschen von Alters her als Unglücksbringer und Vorboten schlimmer Ereignisse sahen, „der hat garantiert nix mit so einem schönen Ereignis wie der Geburt Jesu zu tun. Giotto hat sich geirrt!“ Dieses Urteil untermauert der langjährige Lehrer auch wissenschaftlich: „Babylonische und chinesische Astronomen konnten damals schon ganz präzise berechnen, wann ein Komet kommt.“ Der berühmte Halleysche Komet etwa, der alle 78 Jahre an der Erde vorbeizieht, war zwölf vor Christus und 66 nach Christus beobachtet worden. Er scheide also als Stern von Bethlehem aus, ebenso wie eine Sternenexplosion, eine sogenannte Supernova.

Grosse Geschehnisse

Nun kommt Neumann zum entscheidenden Punkt: Jupiter galt bei babylonischen Sterndeutern als Königsplanet, Saturn als „Planet des Volkes Israel“, das Sternbild Fische als Sinnbild für das Land Judäa. Eine so außergewöhnliche Konstellation müsse den sternkundigen Weisen signalisiert haben: „Da muss im Land der Juden etwas Großes geschehen sein!“ Etwas so Bahnbrechendes, dass sie die 1.000 Kilometer lange Reise durch die Wüste wagten.

Und was ist jetzt eigentlich ein Stern? „Ihr kennt alle einen“, verrät der Referent, „unsere Sonne“. Im Gegensatz zu einem Planeten leuchtet ein Stern von sich aus, während die ungleich kleineren Planeten von der Sonne angestrahlt werden. Kometen hingegen seien riesige, „völlig verrückte“, unregelmäßige Gebilde aus Staub, Schmutz und Eis.

Auf zur Aussendung!

Nach dem Vortrag beginnt die Führung. In den wallenden Gewändern, in denen viele gekommen sind, ist der Aufstieg über die schmale Metalltreppe gar nicht so leicht. Die Kuppel aus Titanblech ist fünf Meter hoch. Darunter befindet sich der Stolz des Vereins: ein computergesteuertes Teleskop.

Nach der Exkursion gibt es belegte Semmeln und Getränke und Götz lädt nochmals alle zur großen Aussendungsfeier im Neumarkter Münster ein, ehe er die Kinder mit einem besinnlichen Schlussimpuls über ihre Mission als Sternsinger entlässt.

Dass der Stern von Bethlehem gar kein Stern war und das Jesuskind nicht im Jahre null, sondern nach heutigem Forschungsstand schon sieben vor Christus zur Welt kam, „das muss meine Tochter jetzt erst mal verarbeiten“, meint die Mutter der zehnjährigen Ida, die seit kurzem Ministrantin ist – als erstes Mädchen überhaupt in Pelchenhofen. Und die als echte Pionierin jetzt auch zur ersten bundesweiten Sternsingeraussendung im Bistum darf.

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 49 vom 4. Dezember 2016

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Ort: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt